In Europa herrscht Krieg. Nur wenige hundert Kilometer der deutschen Grenze werden willkürlich Bomben auf Wohnhäuser abgeworfen, unbeteiligte Menschen getötet und ein absolut unnötiger Krieg geführt. Hier im kleinen Ober-Olm, direkt gegenüber, sahen wir wie sich der Innenhof der Nachbarn schon am vergangenen Montag mit reichlich Kisten füllte. Viele Menschen brachten Hilfsgüter, auf dem Gelände selbst wurde fleissig sortiert und der Hof füllte sich. Schnell wurde klar dass es sich hier um Hilfsgüter für die Ukraine handelte.
Nachbarn sind selbst aus der Ukraine
Nachdem es schien als würde der Innenhof bald aus allen Nähten platzen boten wir zuerst einmal unsere Garage als Zwischenlager an. In diesen Gesprächen kam schnell heraus dass die Nachbarn die Hilfsgüter selbstständig, mit eigens gemieteten LKWs nach an die Polnisch / Ukrainische Grenze liefern möchten. Der erste Transporter wird bereits beladen. Dazu lernen wir den Bruder kennen, welcher selbst erst vor 2 Tagen mit seiner Familie vor dem Krieg geflüchtet ist. Es fällt Josef und seiner Mutter sichtlich schwer über die Situation zu sprechen. Es wird viel geweint, dennoch ist es erstaunlich was hier geleistet wird.
Hilfsgüter für die Ukraine bestehend aus Lebensmittel, Medikamenten und Kleidung
Die Hilfsbereitschaft ist unfassbar. Über Facebook und diverse Whatsapp-Gruppen verbreitet sich die Information über den privat organisierten Hilfstransport wie ein Lauffeuer. Vor unserer Haustüre parken ständig Autos welche neue Lieferungen bringen. Überall wird klar kommuniziert dass nur wichtige Dinge wie Lebensmittel, Medikamente oder auch warme Kleidung benötigt wird. Alles was angeliefert wurde wird direkt wieder ausgepackt, gesichtet und neu sortiert. Eine Ecke mit Lebensmitteln, eine mit Medikamenten etc. So kann bei der Beladung der Transporter darauf geachtet werden dass die wichtigen Dinge in jedem Fall ankommen und weniger Sinnvolle Spenden keinen unnötigen Platz verschwenden.
nicht Labern – Machen !
In einem Gespräch teilte Josef mir dann mit dass er ein paar Paletten mit Lebensmitteln angeboten bekommen hat welche mit einem 7,5 Tonner abgeholt werden müssten. Er hat zwar inzwischen einen Transporte aber niemanden der ihn fahren kann. Also überlegte ich nicht lange und sagte zu dass ich die Paletten abholen kann. Kurze Zeit später war klar, dass es nicht beim Abholen bleibt sondern ich, gemeinsam mit Christian, mit dem Trupp an die Grenze fahren würde um die Hilfsgüter dort selbst abzuliefern.
Am Mittwoch morgen um 4 Uhr ging es dann in Ober-Olm los. Wir fuhren mit 3 Transportern in Richtung Polnisch / Ukrainische Grenze um die Hilfsgüter einer privaten Organisation zu übergeben. Diese transportieren die gesamten Güter direkt in die Ukraine zu den Menschen bei denen diese benötigt werden.
Gegen 21 Uhr waren wir dann am vereinbarten Treffpunkt angekommen. Der Treffpunkt selbst war einige Kilometer von der Grenze entfernt. Wir parkten auf einem Autohof wo die Übergabe stattfinden sollte. Leider war der Bus, welcher die Hilfsgüter aufnehmen sollte, noch nicht wieder zurück (dieser war gerade noch auf einer Tour in der Ukraine unterwegs) so dass wir einige Zeit warten mussten. Immerhin konnten wir so ein wenig schlafen …
Viele Menschen packen mit an – 2 Reisebusse mit Hilfsgütern
Gegen 2 Uhr morgens wurde es dann endlich ein wenig mehr los denn die Reisebusse kamen an. Gemeinsam mit einigen Helfern wurden die 3 Transporter recht schnell in die Busse umgeladen. Man muss sich das mal vorstellen, morgens um 2 Uhr kommen 2 Autos voll Helfer an welche in Windeseile die LKWs mit ausladen und die Busse beladen. Nach nur etwas über einer Stunde war unser 7,5er leer.
Das konnte man nun allerdings von den Bussen nicht sagen, diese waren bis zum Anschlag gefüllt und traten direkt ihre Reise in die Ukraine an.
Um 4 Uhr treten wir unsere Rückfahrt an und kommen gegen 20 Uhr völlig erschöpft, aber zufrieden, wieder zuhause in Ober-Olm an.
Update: 7. März 2022 – Hilfgüter in Kiew angekommen
Am Wochenende erreichten mich Bilder aus Kiew auf welchen zu sehen ist, dass unsere Hilfsgüter dort angekommen sind. Ich werde diese Bilder zum Schutz der Personen (und Fahrzeuge) darauf nicht veröffentlichen, dennoch ist es ein echt gutes Gefühl zu wissen, dass die Medikamente und die Lebensmittel dort ankommen wo diese wirklich gebraucht werden – direkt im Kriegsgebiet.
Mein Resümee der Aktion
Ich bin sehr zufrieden damit, dass ich mich beteiligt habe. Immerhin weiß ich, dass die Hilfsgüter nicht irgendwo im Sand verlaufen sondern da ankommen wo diese gebraucht werden.
Wenig anfangen kann ich mit den Aussagen aus dem Freundeskreis welche teilweise etwas wie “Respekt” für die Aktion ausdrücken. Ich verstehe diese einfach nicht. Aus meiner Sicht ist es einfach unsere Pflicht in einer solchen Situation zu unterstützen, sofern wir es können. Auto fahren kann ich, habe einen alten Führerschein und darf LKWs fahren, also mache ich es.